Wettbewerb: Kreisoberliga Burgenland; Ort: Sportplatz Kretzschau
Ein Spiel mit zwei Gesichtern: Nach einer schwierigen ersten Halbzeit unterlag der SV Kretzschau dem VfB Nessa knapp mit 2:3. Die Gäste starteten mit hohem Tempo und vielen Rochaden in der Offensive, was unsere Defensive permanent band. Nach der Pause stellte Kretzschau um, gewann Zugriff, kam auf 2:3 heran und drückte bis zum Schluss – die Aufholjagd blieb jedoch knapp unvollendet.
Erste Halbzeit: Rotation, Tempo – und zwei Nackenschläge
Schon in den Anfangsminuten zeigte Nessa, wie unangenehm ihre offensive Spielanlage zu verteidigen ist: die vordersten drei wechselten ständig die Positionen, überluden mal den Halbraum, mal die Flügel, ließen sich fallen, starteten dann wieder in die Tiefe. Für unsere Kette bedeutete das höchste Konzentration und viel Laufarbeit – Entlastung blieb zunächst rar, weil Kretzschau im eigenen Aufbau früh unter Druck gesetzt wurde.
Das 0:1 fiel aus genau so einer Dynamik heraus – aber über eine Standardsituation eingeleitet: Ein scharf getretener Freistoß über die Kette segelte hinter unsere letzte Linie. Der Nessaner Stürmer setzte im Rücken der Abwehr an, stieg hoch und überköpfte den herauslaufenden Torhüter in hohem Bogen. Ein Treffer aus dem Lehrbuch für Timing und Tiefenlauf, bei dem die Absprache im Rückenraum nicht passte.
Noch bitterer wurde es kurz vor der Pause. Nach einem eigentlich kontrollierten Rückpass wollte unser Keeper das Spiel schnell eröffnen. Nessa schob konsequent nach, der Stürmer fing den Pass ab und hatte dann freie Bahn – 0:2. Ein ärgerlicher Moment, entstanden aus Mut im Aufbau und gutem Pressing der Gäste.
Zweite Halbzeit: Umstellung greift – doch Nessa stellt auf 0:3
Nach dem Seitenwechsel reagierte Kretzschau. Die Abstände zwischen den Linien wurden enger, das Zentrum doppelt besetzt, die Außen bekamen klarere Zuordnungen gegen die rotierenden Offensivspieler. Das zeigte Wirkung: Wir gewannen mehr zweite Bälle und kamen höher in die Zweikämpfe. Paradox: In unserer besten Phase legte Nessa nach – nach einer Ecke stieg ein Gästespieler am Fünfer am höchsten und nickte zum 0:3 ein. Ärgerlich, weil die Staffelung eigentlich stand; in der Box fehlte für den Moment der Zugriff.
Statt zu kippen, steigerte Kretzschau allerdings Tempo und Wucht. Die Flügel kamen jetzt durch, die Halbräume wurden mutiger besetzt, und über konsequentes Gegenpressing blieben wir in der gegnerischen Hälfte. Das Anschlusstor fiel, weil wir eine Aktion bis zur Grundlinie durchspielten: Eine flache, scharfe Hereingabe von der Grundlinie zwang den Verteidiger im Fünfer zum Zugriff – der Ball prallte unglücklich als Eigentor ins Netz. 1:3 und plötzlich war Feuer drin.
Nur wenige Minuten später folgte der nächste Wirkungstreffer: Nach einer Balleroberung im zweiten Drittel verlagerten wir schnell auf die rechte Seite, die Flanke kam mit Zug in den Strafraum, und zentral im Sechzehner stieg unser Angreifer am höchsten. Der wuchtige Kopfball einschlägig platziert – 2:3. Nessa wankte nun sichtbar; das hohe Anfangstempo der Gäste forderte Tribut, während Kretzschau immer wieder nachsetzte.
In der Schlussphase rollten die Angriffe. Ein Abschluss aus der Distanz rauschte knapp vorbei, ein Freistoß fand keinen Abnehmer, und bei einer weiteren flachen Hereingabe fehlte am zweiten Pfosten eine Fußspitze. Am Ende blieb es beim 2:3 – mit der Erkenntnis, dass das Spiel in Halbzeit zwei vollständig in unsere Richtung kippte.
Analyse: Was wir gut machten – und wo wir nachschärfen
- Reaktion & Mentalität: Von 0:3 auf 2:3 zurückzukommen, spricht für Charakter und Fitness. Das Team hat gezeigt, dass es Spiele drehen kann.
- Justierung nach der Pause: Engere Abstände, besseres Doppeln auf den Flügeln und ein klarerer Plan im Gegenpressing brachten Kontrolle und Chancen.
- Standard- und Restverteidigung: Das 0:1 (Freistoß über die Kette) und 0:3 (Ecke) sind konkrete Anknüpfungspunkte. Hier helfen klare Zuordnungen, ein früherer Start in die Laufduelle hinter die Kette sowie mehr Präsenz am ersten Pfosten.
- Mut in der Tiefe: Die beiden eigenen Treffer fielen, weil wir bis zur Grundlinie durchspielten und die Box besetzten. Das braucht es öfter – und früher.
Stimmen aus dem Spiel
„Erste Halbzeit war Nessa vorne extrem variabel, das hat uns viel Arbeit in der Zuordnung gekostet. Nach der Umstellung kamen wir ins Rollen – mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit nehmen wir hier einen Punkt mit.“
Fazit
Kretzschau zahlt Lehrgeld in Halbzeit eins, beweist danach aber Format: Die Gäste treffen nach Freistoß über die Kette und einem abgefangenen Torwartball vor der Pause sowie per Ecke früh im zweiten Durchgang. Unsere Antwort: ein erzwungenes Eigentor nach Grundlinienstich und ein kraftvoller Kopfball im dichten Strafraumgewühl. Das knappe 2:3 liefert reichlich Substanz für die Trainingswoche – insbesondere im Standardverhalten und in der Absprache hinter der Kette –, aber ebenso Rückenwind für die kommenden Aufgaben. Auf die zweite Halbzeit lässt sich aufbauen.